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Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ein „Verbraucher“ ?


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Zur Entscheidung:

Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH, Urteil vom 30. März 2017 – VII ZR 269/15) hat die Anwen­dung der Vor­schrif­ten für Ver­brau­cher auf eine Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (GbR) grund­sätz­lich abge­lehnt, wenn neben einer natür­li­chen Per­son auch eine GmbH an die­ser betei­ligt ist.
Der Wort­laut, die Sys­te­ma­tik und die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des § 13 BGB spre­chen nicht dafür, dass neben den natür­li­chen Per­so­nen auch Gesell­schaf­ten „Ver­brau­cher“ in die­sem Sin­ne sein können.Das wer­de auch durch einen Ver­gleich mit den ande­ren euro­päi­schen Rechts­ord­nun­gen bestä­tigt, die die ent­spre­chen­de Richt­li­nie umge­setzt haben.
Es bestehe auch kei­ne Anlass, den Anwen­dungs­be­reich des Ver­brau­cher­schut­zes aus­zu­deh­nen. Denn der Gesell­schaf­ter habe sich sei­ne Mit­ge­sell­schaf­ter schliess­lich beim Abschluss des Gesell­schafts­ver­tra­ges sel­ber aus­ge­sucht.

Hinweis für die Praxis:

Wer Ver­brau­cher ist, wird in § 13 BGB gere­gelt, näm­lich eine natür­li­che Per­son, die nicht über­wie­gend zu gewerb­li­chen Zwe­cken oder im Rah­men ihrer selb­stän­di­gen Tätig­keit han­delt.
Vie­le Rech­te und Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten hän­gen davon ab, ob eine Par­tei als „Ver­brau­cher“ oder als „Unter­neh­mer“ han­delt, z.B.
  • § 310 BGB: Anwend­bar­keit des Rechts der all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB);
  • §§ 312 c, 312g BGB: Wider­rufs­recht bei Fern­ab­satz­ver­trä­gen (Bestel­lun­gen in Online-Shops)
  • §§ 312 b, 312g BGB:das Wider­rufs­recht bei außer­halb von Geschäfts­räu­men geschlos­se­nen Ver­trä­gen (z.B. die sog „Haus­tür­ge­schäf­te“);
  • § 288 Abs. 2 BGB Höhe der Ver­zugs­zin­sen; etc.
Für die Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft hat­te der Bun­des­ge­richts­hof (BGH, Urteil vom 25. März 2015 – VIII ZR 243/13) noch anders ent­schie­den: Auch eine Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft (WEG), an der nicht gewerb­lich han­deln­de natür­li­che Per­so­nen betei­ligt sind, kön­ne unter den Schutz­zweck der Vor­schrif­ten für Ver­brau­cher fal­len – selbst wenn auch gewerb­li­che Gesell­schaf­ten betei­ligt sind. Die Beson­der­heit bei Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaf­ten (WEG) besteht aber dar­in, dass man mit dem Erwerb des Wohn­ei­gen­tums­an­teils zwangs­läu­fig Kraft Geset­zes Gesell­schaf­ter der Eigen­tü­mer­ge­mein­schaft wird und sich daher sei­ne Mit­ge­sell­schaf­ter gera­de nicht aus­su­chen kann. Der BGH stellt daher klar, dass sei­ne Ent­schei­dung zur Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft nciht auf eine rechts­ge­schäft­lich begrün­de­te GbR über­trag­bar ist.

Stichwörter

BGH, Urteil vom 30. März 2017 – VII ZR 269/15; BGH, Urteil vom 25. März 2015 – VIII ZR 243/13; Ver­brau­cher, Unter­neh­mer, Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts, GbR, Gesell­schaft mit beschränk­ter Haf­tung, GmbH, AGB, Wider­rufs­recht, § 13 BGB, § 14 BGB, § 310 BGB, § 312 g BGB, § 288 BGB, Online-Shop, Haus­tür­ge­schäft, Ver­brau­cher­schutz

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