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Darlehensgebühren in Allgemeinen Bausparbedingungen unwirksam


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Zur Entscheidung:

In dem Ver­fah­ren hat der BGH über eine Ver­trags­klau­sel in den All­ge­mei­nen Bau­spar­be­din­gun­gen (ABB) ent­schie­den, wonach bei Aus­zah­lung des Bau­spar­dar­le­hens eine „Dar­le­hens­ge­bühr“ in Höhe von 2 % Pro­zent des Bau­spar­dar­le­hens fäl­lig und dem Bau­spar­dar­le­hen zuge­schla­gen wird.

Der BGH stell­te zunächst fest, dass es sich bei der „Dar­le­hens­ge­bühr“ um eine Preis­ne­ben­ab­re­de han­de­le, die der gericht­li­chen Kon­trol­le unter­lie­gend. Mit der „Dar­le­hens­ge­bühr“ wer­de kei­ne kon­kre­te ver­trag­li­che Gegen­leis­tung bepreist, son­dern sie die­ne der Abgel­tung von Ver­wal­tungs­auf­wand, der für Tätig­kei­ten der Bau­spar­kas­se im Zusam­men­hang mit den Bau­spar­dar­le­hen anfällt. 

Damit wei­che die Klau­sel von wesent­li­chen Grund­ge­dan­ken der gesetz­li­chen Rege­lung ab.

Der gesetz­li­che Leit­ge­dan­ke sehe gemäß § 488 Abs. 1 Satz 2 BGB einen lauf­zeit­ab­hän­gi­gen Zins vor. Mit der „Dar­le­hens­ge­bühr“ wer­de aber ein Ent­gelt erho­ben, das nicht lauf­zeit­ab­hän­gig ist.
 
Die­ses gesetz­li­che Leit­bild sei auch für Bau­spar­dar­le­hens­ver­trä­ge maß­geb­lich.

Außer­dem sei­en nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs Ent­gelt­klau­seln in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen mit wesent­li­chen Grund­ge­dan­ken der Rechts­ord­nung unver­ein­bar, wenn Auf­wand für Tätig­kei­ten auf den Kun­den abge­wälzt wird, zu denen der Ver­wen­der gesetz­lich oder neben­ver­trag­lich ver­pflich­tet ist, oder die er über­wie­gend im eige­nen Inter­es­se erbringt.

Die Abwei­chun­gen der Klau­sel von dem wesent­li­chen Grund­ge­dan­ken der gesetz­li­chen Rege­lung benach­tei­li­gen die Ver­trags­part­ner der Bau­spar­kas­se unan­ge­mes­sen. Ins­be­son­de­re wird die Gebühr nicht im kol­lek­ti­ven Gesamt­in­ter­es­se der Bau­spar­ge­mein­schaft erho­ben, da sie kei­nen Bei­trag zur Gewähr­leis­tung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Bau­spar­we­sens leis­te.

Die „Dar­le­hens­ge­bühr“ wer­de auch nicht durch Indi­vi­du­al­vor­tei­le für Bau­spar­kun­den, wie z.B. güns­ti­ge Dar­le­hens­zin­sen, aus­ge­gli­chen, da die­sen bereits nicht uner­heb­li­che Nach­tei­le, etwa eine Abschluss­ge­bühr, gegen­über­ste­hen.

Hinweis für die Praxis:

Die Ent­schei­dung setzt die Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­ho­fes zur Unwirk­sam­keit von all­ge­mei­nen Bear­bei­tungs­ge­büh­ren der Ban­ken nun auch für die Bau­spar­kas­sen fort.

Bereits mit Urteil des BGH vom 13. Mai 2014- XI ZR 170/13 und dem Urteil des BGH vom 13. Mai 2014 XI ZR 405/12 wur­de klar­ge­stellt, dass die Ver­ein­ba­rung von Bear­bei­tungs­ge­büh­ren in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen, wozu auch die AGB der Ban­ken und deren Preis- und Leis­tungs­ver­zeich­nis­se gehö­ren, zumin­dest gegen­über Ver­brau­chern gemäß § 307 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Nr. 1 BGB unwirk­sam sind (vgl. https://www.klerx-legal.com/2015/01/Erstattung-von-Bankgebuehren-fuer-Darlehensbearbeitung-Verjaehrung-von-Anspruechen/).

Dem liegt die Wer­tung zu Grun­de, dass es eine unan­ge­mes­se­ne Abwei­chung vom gesetz­li­chen Leit­bild dar­stellt, wenn Auf­wand für Tätig­kei­ten auf den Kun­den abge­wälzt wer­den, zu denen die Bank oder die Bau­spar­kas­se gesetz­lich oder neben­ver­trag­lich sowie­so ver­pflich­tet sind, oder die sie über­wie­gend in ihrem eige­nen Inter­es­se erbrin­gen.

Die Rechts­fol­ge der Unwirk­sam­keit besteht dar­in, dass die Bear­bei­tungs­ge­büh­ren ohne Rechts­grund erlangt wur­den und die betrof­fe­nen Ver­brau­cher die­se gemäß § 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 1 BGB von der Bau­spar­kas­se zurück­for­dern kön­nen.

Stichwörter

Unwirk­sam­keit, Dar­le­hens­ge­bühr, Bear­bei­tungs­ge­bühr; § 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 1 BGB; Urteil vom 8. Novem­ber 2016 – XI ZR 552/15; BGH Urteil vom 13. Mai 2014- XI ZR 170/13; BGH Urteil vom 13. Mai 2014 XI ZR 405/12; Bank­recht, Bau­spar­kas­se, All­ge­mei­ne Bau­spar­be­din­gun­gen, ABB, § 488 Abs. 1 Satz 2 BGB, § 307 BGB.

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